Zweifelsohne stehen Frauen, die sich zu einer Abtreibung entschließen, unter enormen Druck. Diese zu verurteilen widerspricht jeglicher Menschlichkeit und Ethik! Nach vielen Gesprächen mit ehemals Betroffenen sind wir jedoch überzeugt, dass ein Schwangerschaftsabbruch in den allermeisten Fällen die schlechteste Lösung darstellt: Viele Frauen leiden im Nachhinein unter zum Teil schwerwiegenden psychosomatischen Folgeerkrankungen.

Wie vielen Frauen könnte durch eine rechtzeitig angebotene, professionelle, lebensbejahende Beratung und Begleitung sehr viel Leid erspart bleiben, wenn in der oft ausweglos scheinenden Situation ein greifbares Angebot vorhanden wäre, gemeinsam eine Perspektive für ein Leben mit Kind zu erarbeiten und zu verwirklichen. In diesem Bereich mangelt es landesweit nach wie vor enorm – es ist Aufgabe der Politik, die seit Jahrzehnten versprochenen Rahmenbedingungen endlich auch zu schaffen !

Wir betrachten die im April 2005 erfolgte Einrichtung der Abtreibungsambulanz in den Salzburger Landeskliniken weder als medizinische, noch als gesellschaftspolitische Errungenschaft. Weite Teile der Salzburger Ärzteschaft stehen diesem „Angebot“ äußerst kritisch gegenüber. Durch die Möglichkeit leicht zugänglicher, kostengünstiger Abtreibungen alleine scheinen nur oberflächlich betrachtet, die Probleme gelöst.

Es ist notwendig, in den Bemühungen um die Verbesserung der Situation für betroffene Frauen / Paare klar zu berücksichtigen, dass die „Behandlung“ von Frauen in der Abtreibungsambulanz (Zitat SN 24.5.2007) eben nicht einen herkömmlichen medizinischen Eingriff darstellt: Bei diesem Eingriff stirbt – ob man es wahrhaben will oder nicht – jedes Mal ein Mensch in seinen ersten Lebenswochen. Diese tragische Tatsache offen auszusprechen ist eine Frage korrekter, ehrlicher Aufklärung und ethischer Verpflichtung. Wenngleich in der Diskussion dieses Faktum oftmals negiert wird, ist es offensichtlich doch unterbewusst tief verwurzelt – wie sonst könnte man sich den äußerst emotionalen Zugang und zum Teil unsachlichen Argumentationsstil erklären?

Angesichts der tragischer Weise weiter steigenden Abtreibungszahlen – seit der Eröffnung der Gynmed-Ambulanz in Salzburg gab es vermutlich ca. 1800-2000 Abtreibungen (das entspricht etwa 70-80 Schulklassen !) – stellt die Tatsache, dass in Österreich etwa jedes dritte bis vierte lebensfähig gezeugte Kind abgetrieben und nicht geboren wird, auch mehr und mehr ein demographisches Problem dar. Dieser Problematik muss sich die Politik jetzt stellen und klare Strategien für eine Trendwende erarbeiten! Die erschreckend hohen Abtreibungszahl können wir nicht als Zeichen einer erfolgreichen Frauenpolitik werten, sondern vielmehr als Zeichen der Erfolglosigkeit der Sozial-, Gesundheits- und auch Frauenpolitik.

Das „Salzburger Ärzteforum für das Leben“ fordert einen landesweiten Schulterschluss und forcierte gemeinsame Bemühungen zur Verbesserung der Beratung, Hilfe und Betreuung von unerwartet bzw. ungewollt Schwangeren Frauen in Salzburg. Aus dem Bewusstsein des Wertes und der Würde jedes menschlichen Leben ist eine gemeinsame Anstrengung aller Kräfte in Salzburgs politischer, religiöser, gesellschaftlicher Landschaft und ein seriöser Lobbyismus für Kinder – ungeborene wie geborene, gesunde wie behinderte – notwendig.

Dr. Florian Baumgartner
für das „Salzburger Ärzteforum für das Leben“