Der Artikel „Abtreibungen: „Skandalöse Rückständigkeit bei der Prävention““ in den SN vom 19.4.2018 kann von unserer Seite nicht unerwidert bleiben.
In zwei Punkten kann das „Salzburger Ärzteforum für das Leben“ mit Hr.Dr.Fiala voll und ganz übereinstimmen:
- 750-800 Abtreibungen (ca. 30 Schulklassen) jährlich im Land Salzburg sind ein untragbarer Zustand, der es erfordert, alles Mögliche zu tun, damit diese Zahlen massiv rückläufig werden.
- Frauen in schwangerschaftsbedingter Notlage haben das Recht, dass ihnen umfassend Hilfe angeboten wird.
Allerdings gibt es einige Tatsachen, die wir grundlegend anders sehen:
- Bei jeder Abtreibung wird das Leben eines Menschen in seiner ersten Entwicklungsphase beendet … das ist die wahre Tragik an Schwangerschaftsabbrüchen. Dieser Tatsache trägt die Gesetzgebung insofern Rechnung, als Abtreibungen nicht erlaubt, sondern nur unter bestimmten Bedingungen straffrei gestellt sind. Nur aus ideologischen Gründen kann man diese Wahrheit verdrängen.
- Die ärztliche Grundaufgabe ist primär zu heilen und Leid zu lindern – das Beenden eines Menschenlebens in welcher Lebensphase auch immer gehört nicht dazu. Wohl aus diesem Grund scheinen nur wenige Ärztinnen und Ärzte im Land Salzburg zu Schwangerschaftsabbrüchen bereit zu sein. Gemäß StGB kann auch kein Arzt dazu verpflichtet werden, Abtreibungen durchzuführen oder daran teilzunehmen.
- Daher kann es auch nicht Aufgabe des öffentlichen Gesundheitssystems sein, Abtreibungen in einem öffentlichen Krankenhaus als medizinische „Leistung“ anzubieten oder gar die Finanzierung dieser Eingriffe zu übernehmen.
- So wie bei jedem operativen Eingriff muss es eine Selbstverständlichkeit sein zu verlangen, dass dieser nicht nur unter medizinisch korrekten Bedingungen durchgeführt, sondern auch eine Statistik zu Häufigkeit und Indikationsstellung geführt und eine entsprechende Bedenkzeit vor dem Eingriff eingeräumt wird. In Anbetracht der Tragweite und der häufigen psychischen Belastungssituation der Frauen scheint eine mehrtägige Bedenkzeit angemessen. Hier besteht dringlicher Handlungsbedarf.
- Dass es eine beträchtliche Zahl an Frauen gibt, die unter den psychosomatischen Folgewirkungen einer Abtreibung z.T. über Jahre erheblich leiden, ist eine empirische Tatsache, jedoch fehlt auch hier eine konsequente statistische Erfassung und Nachbetreuung. Bei der OP-Aufklärung diese potentiellen Folgen zu verschweigen widerspricht dem Recht der Patientin auf umfassende Aufklärung.
- Aus diesen Gründen ist eine professionelle Beratung vor dem Eingriff sinnvoll, die konkret auch versucht, das Austragen der Schwangerschaft und ein Leben mit dem Kind zu skizzieren und gemeinsam mit der Frau / dem Paar Strategien zu überlegen, unter welchen Umständen ein „Ja zum Kind“ denk- und leb-bar wäre. Eine solche Beratung bedeutet dabei nicht, die freie Entscheidung der Frau / des Paares nicht zu respektieren.
- Eine Statistik mit Erhebung der Motive für einen Abbruch wäre sehr wohl hilfreich, um Unterstützungsmöglichkeiten gezielter ausbauen zu können. (Entgegen der langläufigen Meinung werden die meisten Abtreibungen nicht bei sehr jungen Frauen sondern im Alter zwischen 30 und 40 Jahren durchgeführt, welche bereits 1-2 Kinder haben.)
- Alleine die Aufklärungsarbeit bei Jugendlichen mit dem Schwerpunkt auf Verhütung zu legen, erscheint zu kurz gegriffen. Es geht v.a. darum, einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Sexualität zu vermitteln.
Es muss ehrliches gemeinsames Ziel sein, alles dafür zu unternehmen, damit möglichst wenige Frauen den einzigen Ausweg in einer Abtreibung sehen. Unbestritten ist die Politik und die Gesellschaft diesbezüglich weiterhin in hohem Maße gefordert.
Für das Salzburger Ärzteforum für das Leben
Dr. Florian Baumgartner